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Archäologischer Unterwasserpark Isla Contoy, Mexiko PDF Drucken E-Mail

Ein weiteres Projekt unter Beteiligung der AMLA ist die Einrichtung eines archäologischen Unterwasserparks vor der Isla Contoy. Diese 317 ha große Insel vor der Küste des Bundesstaates Quintana Roo steht mit ihren umgebenden Gewässern bereits seit 1961 unter Schutz und ist eines der bedeutendsten Vogelschutzgebiete Mexikos. Die auf der benachbarten Isla Mujeres ansässige gemeinnützige Naturschutzorganisation Amigos de Isla Contoy betreut, unter anderen gefördert durch die Kieler Lighthouse Foundation, soziale und ökologische Projekte auf den beiden Inseln mit dem Ziel einen nachhaltig orientierten Tourismus zu fördern. Die Einhaltung bestimmter Standards wird dabei auf der Isla Contoy durch vor Ort stationierte Park-Ranger gewährleistet. Die tägliche Besucherzahl ist auf 200 Personen begrenzt wobei momentan täglich nur etwa 50 Urlauber die Insel besuchen. Die Einnahmen aus dem Tourismus kommen örtlichen Forschungsprojekten, wie zum Beispiel der Betreuung der an den Stränden zur Eiablage ankommenden Meeresschildkröten und ihrer Gelege, sowie dem gesamten Erhalt der Insel zugute.


Im Rahmen der Förderung des nachhaltigen Tourismus soll vor der landwärts gewandten Seite der Insel ein archäologischer Unterwasserpark entstehen. Im Sommer 2010 haben Forschungstaucher der AMLA in diesem Zusammenhang erste Prospektionen durchgeführt um einen sowohl ökologisch vertretbaren wie auch vor allem für Schnorchler geeigneten Ort für dieses Vorhaben zu finden. Zu diesem Zweck wurde ein Gebiet prospektiert, dessen Wassertiefe nicht mehr als 3 m beträgt und welches eine vom Inselufer gut erreichbare Lage aufweist ohne dass dafür auf der Insel größere bauliche Eingriffe vorgenommen werden müssten. Für den Sommer 2011 sind weitere Erkundungen durch die Forschungstaucher der AMLA in den umgebenden Gewässern geplant, um einen umfassenderen Überblick zu wichtigen um die Insel lagernden Artefakten zu gewinnen.
Die Lighthouse Foundation fördert im Zusammenhang mit diesem Projekt die Arbeit der AMLA zusätzlich indem sie die Reisekosten für eine Studentin übernommen hat, die ihre Master-Arbeit zur Konzeption des Parks vor der Isla Contoy schreiben wird.

Für weitere Informationen zur Isla Contoy bitte die unten aufgeführten Links nutzen.


http://www.islacontoy.org/deutsch.htm

http://www.lighthouse-foundation.org/index.php?id=122&L=1%3F%3F%3F%3F%3F%3F





 

 
Das Wrack der Hedwig Sophia 1 PDF Drucken E-Mail



1970 entdeckte der Berufstaucher Rolf Lorenz bei einem Sporttauchgang vor Bülk zwei unterschiedliche Kanonen des frühen 18. Jahrhunderts. Beide Objekte werden noch im selben Jahr geborgen und an das ALSH (Archäologisches Landesamt Schleswig Holstein) übergeben. In den folgenden Jahren wurden einige weitere Kanonen entdeckt. Durch Auffinden der ersten Kanonen vermutete Lorenz schon früh, dass sich in der Nähe der Kanonen auch das zugehörige Wrack befinden muss, konnte es aber zunächst nicht lokalisieren.


Bei Wartungsarbeiten im Jahre 1984 an der Dückerleitung des Klärwerks Bülk, entdeckte er etwa 100m von einem der Klärwerksabläufe entfernt, einen enormen Steinhaufen, der zum Teil auch Ziegel enthielt. Aufgrund dieser Ziegel erkennt Lorenz den Steinhaufen nicht als Ballast eines Schiffes. Er vermutet vielmehr, dass er mit dem Bau des Klärwerks in Zusammenhang steht.


Drei Jahre später wird ein weiteres Geschütz von unbekannten Tauchern geborgen. Es wird möglicherweise nach Berlin verkauft, somit sind Verbleib und die genaue Position auch bei diesem Kanonenfund unbekannt. Jedoch soll sich das veräußerte Objekt nahe der 1970 geborgenen Kanonen befunden haben.


Danach ist es lange Zeit ruhig um den Fundplatz. Erst 14 Jahre später taucht ein weiteres Geschütz auf. Es wird durch Erich Halbwidl während eines Tauchgangs im Rahmen der Forschungstaucherausbildung der Universität Kiel entdeckt. Die Bergung erfolgte am 18.04.2002 mit Hilfe der FK Littorina. Die Kanone wird anschließend in das ALSH verbracht und dort konserviert.
Im gleichen Jahr konnte ebenfalls das Kanonenkugelstreufeld nordöstlich des Ballaststeinhaufens ermittelt werden.

 

 


Mit dem Erwerb eines neuen Sonargerätes im Winter 2006 forciert Lorenz die Suche nach dem Wrack und weiteren Geschützen. Hinweise des Tauchers Heinz Bojahr ermöglichen Lorenz die Ermittlung von zwei weiteren Geschützpositionen. Insgesamt werden in den Jahren 2007 – 2010 neun Kanonen gefunden. Sie weisen zum Teil rezente Beschädigungen am Korrosionsmantel auf, aber auch ältere Beschädigungen, wie entfernte Schildzapfen, sind beobachtet worden. Des Weiteren war es ihm möglich, einen Kanonenabdruck im Sediment zu ermitteln, welcher unter Umständen einer bereits geborgenen Kanone zuzuordnen ist.


Mit den im Laufe der Zeit gesammelten Positionen wird sichtbar, dass die Kanonen in einer Reihe von Ost nach West auf die Küste Bülks zulaufen. Lorenz setzt daher seine Suche nach dem Wrack fort, das er im ufernahen Bereich am Ende der Reihe vermutet. Ein Gespräch mit Heinz Bojahr im Jahr 2008 liefert dann den entscheidenden Hinweis, indem er sich an den Steinhaufen erinnert, den er bereits 1984 bei der Wartung des Bülker Klärwerks entdeckt hatte. Es sollte sich herausstellen, dass es sich bei der Anhäufung von Steinen und Ziegeln nicht, wie zuvor angenommen, um Überreste von Bauarbeiten des Klärwerks handelte, sondern um den Ballast eines schwedischen Kriegsschiffes des späten 17. Jahrhunderts - der „Prinsessan Hedvig Sophia“. Bei darauf folgenden genaueren Studien des Platzes wurden zudem massive Holzteile sichtbar  . Lorenz meldete den Befund umgehend dem ALSH und schon im März 2008 wird das Wrack unter Schutz gestellt. In der im Mai folgenden Untersuchung durch das ALSH, dem ALM (Archäologisches Landesmuseum) und der AMLA (Arbeitsgruppe für maritime und limnische Archäologie) wurden Dendroproben zwecks Altersbestimmung entnommen, welche eine Datierung für das Jahr 1683 ansetzten und die Vermutung, dass es sich bei dem Schiff um die Hedvig Sophia handeln könnte, untermauerten. Weitere Untersuchungen durch Taucher der AMLA im September 2008 und des archäologischen Landesamtes folgten im September des gleichen Jahres. Während der fünftägigen unterwasserarchäologischen Untersuchungen wurde ein dauerhaftes Messsystem mit vier Messpunkten installiert. Der Bug wurde bis zum Ballaststeinhaufen freigelegt, dokumentiert sowie fotografiert.

 

 

 

Parallel untersuchen Rolf und Gerald Lorenz die Fundplatzumgebung mit einem Metalldetektor. Sie finden unter anderem die Überreste eines Säbels. Unmittelbar östlich des Heckbereiches wird nunmehr ein Streufeld bestehend aus Musketen- und Kanonenkugeln sichtbar. Die Kürze des Grabungszeitraumes ließ jedoch viele Fragen unbeantwortet. Daher wurde eine weitere Grabungskampagne des ALSH in Zusammenarbeit mit Forschungstauchern der AMLA angesetzt, die im Februar 2009 folgen sollte.


Erstmals legen die Taucher neben dem Bug auch den Heckbereich des Wracks frei. Zur Erstellung eines 3D – Modells durch Anne Sedlazeck, wurde im Rahmen einer Doktorarbeit am Institut für Informatik der CAU zu Kiel, der Bugbereich erneut fotografiert. Die vorherrschenden schlechten Sichtbedingungen von unter einem Meter verhinderten jedoch eine komplette Erstellung des Modells.

 

 


Alle Arbeiten werden von der „Süderaue“ getätigt. Das Spezialschiff wird mit Pfeilern fest im Boden verankert. Dadurch war es den Tauchern gestattet, unabhängig von Wind und Wellen zu arbeiten. Neben den archäologischen Arbeiten ist die Hedvig Sophia während des Grabungszeitraumes gleichzeitig Gegenstand von Dreharbeiten. In der 14- tägigen Kampagne entsteht der Dokumentarfilm „Kampf um die Ostsee“, (eine Produktion von Spiegel TV). Die Dreharbeiten nehmen einen Großteil der Grabungszeit in Anspruch. Folglich war es nicht möglich, alle vor Grabungsbeginn festgesetzten Ziele durchzuführen.

Im Sommer 2010, im Rahmen der alljährlichen „Fieldschool“ des „Maritime Archaeology Programme, University of Southern Denmark“, war es das Ziel die Lücken der bisherigen Forschung zu schließen und neue Vorhaben hinzuzufügen. Es entstand eine Kooperative zwischen der Universität Süddänemark, dem ALSH und Forschungstauchern des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel.Während der 21 - tägigen Lehrgrabung wird der Wrackkörper sowie der Ballaststeinhaufen vollständig eingemessen.

 

 


Die Einmessung des Streufeldes, sowie die Überprüfung der einzelnen Kanonenpositionen war zeitlich nicht möglich. Weitere Untersuchungen sind folglich wünschenswert um das Fundplatzszenario zu komplettieren.
Zuletzt konnten erneut durch Lorenz im Oktober 2010 zwei weitere Geschütze ermittelt werden.

 

Mehr zum Thema:

 

ZDF-Mediathek: Kampf um die Ostsee



Download: Fielwork Report

 

 

 
Spätmittelalterliche/ frühneuzeitliche Fundstelle aus Neustadt in Holstein PDF Drucken E-Mail

Im Sommer 2006 wurde in unmittelbarer Nähe eines bereits ausführlich untersuchten mesolithischen Fundplatzes im Neustädter Vorhafen eine weitere Fundstelle in 3-4 m Wassertiefe durch Forschungstaucher der AMLA lokalisiert.
In einer ersten, direkt darauf folgenden, einwöchigen Untersuchung wurde ein 4x4 m großes Areal ausgegraben und in ein lokales Messsystem integriert. Dabei kamen hölzerne Schiffsreparaturteile, wie Plankenteile und ein Spant, sowie Holznägel und Fassdauben mit Eigentumsmarken ans Licht. Außerdem wurden eine Musketenkugel, Teile einer organischen Flechtmatte und Keramikreste sichergestellt.


Aufgrund des reichen Fundspektrums und der zu dem Zeitpunkt ungeklärten Fundplatzbedeutung wurde eine weitere, dreiwöchige Grabungskampagne im Sommer 2007 realisiert.
In Zusammenarbeit mit den Tauchern der AMLA und Studenten des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der CAU Kiel, konnte das alte 16 m2 großes Gebiet um weitere 40 m2 in alle Richtungen erweitert werden. Jeder Quadratmeter wurde hierbei genau eingemessen, sodass die Funde bei der späteren Auswertung jedem Quadranten genau zugeordnet werden können.

Bei den unterwasserarchäologischen Untersuchungen kamen an die 300 Funde zum Vorschein, die für die Geschichte Neustadts in der frühen Neuzeit von großer Bedeutung sind. Unter anderem konnten Bernsteinreste, Bleikugeln, Glasreste, aber auch organische Materialien, wie Fischreste, Knochen, Holzbretter und Plankenfragmente, sowie eine gedrechselte Holzschale und Fasshölzer mit und ohne Eigentumsmarken geborgen werden. Gerade diese Marken sind als Zeugnisse mittelalterlichen Warenverkehrs und der Handelsgeschichte von besonderer Bedeutung.
Zu den herausragenden Funden der Grabung gehören erhaltenen Lederreste, Seilfragmente und verzierte Tonpfeifenfragmente. Das „Highlight“ der Grabung stellt ein filigran geschnitzter Kirschkern dar, der als „Paternoster-Perle“ interpretiert wird und zur damaligen Zeit Teil eines Rosenkranzes war.
Das Fundspektrum lässt die Vermutung zu, dass es sich bei diesem Fundplatz um eine Außenreede handelt, also einem Platz in dem Schiffsteile direkt im Wasser repariert wurden. Andererseits sprechen die gefundenen Hausmarken und Handelswaren, sowie Schiffsteile für ein Schiffswrack, das mit samt seiner Ladung vor Neustadt auf Grund gelaufen ist.
Fest steht, dass dieser neue Fundplatz für die mittelalterliche und neuzeitliche Geschichte Neustadts von großer Bedeutung ist und er einmal mehr die interessante und abwechslungsreiche Geschichte der Stadt repräsentiert.

Die Fundbearbeitung erfolgt derzeit von André Dubisch im Rahmen seiner Diplomarbeit.



 
Cenotenforschung Mexiko PDF Drucken E-Mail

Unterwasserarchäologische Untersuchungen in Cenoten und Höhlensystemen Yucatans, Mexiko

 

 In Zusammenarbeit mit dem Instituto National de Antropología e Historia (National Institute of Anthropology and History, INAH) untersuchen Unterwasserarchäologen der Arbeitsgruppe für maritime und limnische Archäologie (AMLA) des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel seit Sommer 2009 geflutete Höhlensysteme und Cenoten (Einsturzdolinen) im nördlichen Teil der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Ziel dieser einmaligen Kooperation ist die Erfassung, Erforschung und Erhaltung von archäologischen Funden und Befunden unterschiedlicher Zeitstellung aus den weit verzweigten Höhlensystemen der Bundesstaaten Yucatán und Quintana Roo.

Die Kieler Forschungstaucher sind die ersten deutschen Wissenschaftler, die zusammen mit ihren mexikanischen Kollegen diese komplizierten Untersuchungen in den gefluteten, labyrinthartigen Höhlensystemen durchführen und das nötige Know-how für diese aufwendigen Tauchgänge mitbringen.

Seit Beginn der Untersuchungen konnte bereits reichhaltiges Fundmaterial dokumentiert werden; darunter Knochen der pleistozänen Fauna, prähistorische Feuerstellen und intentionelle Bestattungen sowie sakrale und profane Hinterlassenschaften der Maya.

Eine eigens für dieses Projekt eingerichtete Homepage soll sowohl über die Ergebnisse der Zusammenarbeit als auch über die faszinierende und einzigartige Unterwasserwelt Mexikos informieren: http://mexiko.amla-kiel.de



 

 

 
Funktionen von Inseln in den Binnengewässern der holozänen Siedlungslandschaft Schleswig-Holsteins PDF Drucken E-Mail

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